Basisgemeinschaft in Schulau

Gemeinsam für Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und
heile Umwelt in der Nachfolge Jesu

Liebe Beschäftigte im AKW Brokdorf!

Seit 13 Jahren stehe ich gemeinsam mit vielen anderen am 6. eines jeden Monats vor den Toren Ihres Arbeitsortes.

Ich bin Mitglied der Basisgemeinschaft Schulau in Wedel.

Wir haben den 6. ausgewählt und am 6.8.86 begonnen, weil wir auch an den ersten Abwurf einer Atombomben auf die japanische Stadt Hiroshima am 6.8.1945 erinnern wollen.

Für mich steht die zivile Nutzung der Atomenergie von Anfang an bis heute in einem engen Zusammenhang mit der militärischen. Es geht um Machterhalt und Geld. Dafür werden auch Menschen geopfert.

Ich trete deshalb ein für sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie und die vollständige atomare Abrüstung.

Seit fast einem Jahr gibt es nun auch eine Bundesregierung, die den Ausstieg aus der Atomenergie will. Es wird nun langsam ernst auch für dieses Atomkraftwerk, in dem Sie arbeiten.

Ich kann mir vorstellen, daß Sie anfangen, sich auch um den Erhalt Ihres Arbeitsplatzes zu sorgen. Ich möchte Ihnen versichern, daß mir diese Ihre Sorge nicht egal ist. Ich arbeite in einem Arbeitslosenzentrum in Wedel und weiß, wie sich Arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen fühlen.

Aber Sie können etwas tun:
Nicht nur gegen den Ausstieg demonstrieren, wie es am 9.3.99 in Bonn geschah. Dort demonstrierten Beschäftigte der Atomwirtschaft gegen die Pläne der Bundesregierung. Sondem Sie können sich schon jetzt aktiv an der Suche nach Alternativen beteiligen. So wie es vor Ihnen schon viele in der Rüstungsindustrie gemacht haben.

Ich selber weiß es von der AEG in Wedel und der HDW in Kiel. Dort wurden gemeinsam mit Gewerkschaft und Betriebsrat Arbeitsgruppen gebildet, die überlegten, welche anderen Arbeitsplätze im zivilen Bereich in der Region geschaffen werden können.

Auch die Bundesregierung hat versprochen, den Atomausstieg sozialverträglich zu gestalten. Zitat Jürgen Trittin:

"Wir wollen sicherstellen, daß die in der Energiebranche Beschäftigten ihre Qualifikation und Kreativität für die Entwicklung einer zukunftsgerichteten Energieversorgung und ?nutzung einsetzen können."

Es steht fest, daß Arbeitsplätze in einem stillgelegten Atomkraftwerk verloren gehen. Und auch in der Region bei Betrieben, die mit dem Atomkraftwerk geschäftlich in Verbindung stehen. Ihr jetziger Betriebsleiter hat ja darin schon Erfahrung, wie er uns in einem Gespräch erläuterte.


Aber es steht auch fest, daß die alternative Energie Arbeitsplätze schafft. Nach Auskunft des Umweltministers Trittin sieht es im Augenblick so aus, daß 40.000 Beschäftigte in Atomkraftwerken 30% des Stroms in Deutschland erzeugen, und 15.000 Beschäftigte in der Windenergie 5 %. Dieser Anteil soll bis zum Jahre 2010 auf 10 % gesteigert werden.

Nun kommt es darauf an, schon jetzt dafür zu sorgen, daß auch alternative Arbeitsplätze im Energiebereich in dieser Region geschaffen werden, damit Sie ohne Angst vor langer Arbeitslosigkeit, dem Abschalten dieses Atomkraftwerkes entgegen sehen können.

Wir alle, die wir hier vor den Toren Ihres jetzigen Arbeitsortes stehen, sind gerne bereit mit Ihnen über Alternativen nachzudenken und dafür zu sorgen, daß die Versprechen der Bundesregierung eingehalten werden. Wir stehen gerne auch für ein Gespräch z.B. mit Ihrem Betriebsrat über die angeschnittenen Fragen zur Verfügung.

Hans?G. Werner Rosengarten 17 d
22880 Wedel Tel.: 04103?16221