Mahnwache Brokdorf
an jedem 6. eines Monats von 14 - 16 Uhr


Liebe Beschäftigte im AKW Brokdorf!
Liebe Bürgerinnen von Brokdorf!

Heute am 06.06.01 stehen wir wieder wie schon seit fast 15 Jahren gemeinsam mit anderen Gruppen vor den Toren des Atomkraftwerkes und wenden uns an Sie.

Uns ist es nicht gleich, was hier passiert, denn wir wissen, daß es uns alle angeht und wir mit davon betroffen sind.

Vor 15 Jahren gab es hier eine große Demonstration, damit das gerade fertiggestellte Atomkraftwerk Brokdorf nach der Katastrophe in Tschernobyl gar nicht mehr angeschaltet wird. Das sollte ein Zeichen für die Bereitschaft sein, endlich aus dem Wahnsinn der Atomenergie auszusteigen.

In den nächsten Tagen wird der Vertrag zwischen Bundesregierung und Atomindustrie unterschrieben, der den Ausstieg aus der Atomenergie fest schreiben soll.

Die Atomkraftwerke haben noch eine garantierte Restlaufzeit, dann werden sie abgeschaltet, Neue AKW's werden nicht mehr gebaut.

Die Regierung sorgt dafür, daß noch einige Jahre abgebrannte Brennelemente zur Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague, Frankreich und nach Sellafield, England transportiert und wieder zurück gebracht werden können. Der Atommüll wird in Gorleben und in teilweise neu zu errichtenden Zwischenlagern an den Standorten der AKW's gelagert. Nach einem Standort für eine Endlagerung wird gesucht.

Wir sind mit diesem "Atomausstieg" nicht zufrieden.

Wir werden weiter am 6. eines jeden Monats hierher kommen. Wir haben uns vor 15 Jahren versprochen, solange hierher zu kommen, bis das Atomkraftwerk Brokdorf endgültig abgeschaltet ist.

Denn für uns bleibt es wahr und richtig, daß der Betrieb eines jeden AKW's ein nicht zu duldendes Risiko für alle Lebewesen ist. Keine Technik, und erst recht nicht der Mensch ist 100 % zuverlässig. Aber beim Betrieb eines AKW's darf es keinen Fehler geben, denn jeder Störfall verursacht nicht wieder gutzumachende Strahlenschäden.

Die Verantwortung kann unserer Meinung nach eigentlich niemand tragen - weder Sie persönlich, noch die Betreiber noch die Regierung, Parlamente oder Gerichte.

Am Beispiel Tschernobyl wird uns deutlich, daß noch nicht einmal eine ausreichende ärztliche Versorgung für die Überlebenden geleistet werden kann, geschweige denn eine angemessene Entschädigung. Für uns ist Tschernobyl auch nicht so weit weg. Denn es wird immer wieder bekannt, daß nicht alle Sicherheitsvorschriften eingehalten werden oder, daß die Grenzwerte zu hoch liegen oder die Strahlenbelastung doch größer ist als gedacht. Immer wieder wird so etwas berichtet. So jetzt jüngst wieder von der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield.

Und wir werden den Müll nicht wieder los. Er wird immer eine Gefahrenquelle bleiben.

Wenn das Zwischenlager hier in Brokdorf genehmigt wird, dann werden Sie auch dann noch mit der Gefahr und der Belastung durch Atomstrahlung leben müssen, wenn das AKW längst abgeschaltet ist. Und wo soll der Müll nach 40 Jahren Zwischenlager hin? Wer will ihn wohin transportieren?

Wir werden weiter hierher kommen und mit dafür beten, daß wenigstens keine Katastrophe passiert und uns dafür einsetzen, daß wir doch noch einen schnelleren Ausstieg aus der Atomwirtschaft schaffen,

Wir laden Sie ein, sich an der Mahnwache zu beteiligen. Wir sind auch jederzeit im Anschluß zu Gesprächen bereit.

Hans-Günter Werner, Rosengarten 17 d, 22880 Wedel Tel.: 04103/818642