Wilstersche Zeitung

22.04.2004

Tschernobyl ist noch immer spürbar

Tage lang übten Experten vom kerntechnischen Hilfsdienst rund um das Brokdorfer Kraftwerk, Nach ihren Messungen ist alles im grünen Bereich

BROKDORF

(Kristina Mehlert)

Mit zwölf Mitarbeitern, einer mobilen Einsatzzentrale und zwei Messwagen war die kerntechnische Hilfsdienst GmbH (KHG) mit Sitz in Karlsruhe zum Kernkraftwerk Brokdorf gereist, um dort gemeinsam mit den zuständigen Mitarbeitern in der Umgebung des Kraftwerkes eine Einsatzübung durchzuführen.

In erster Linie gehe es in der darum, dass sich der Notfalltrupp der KHG mit den konkreten örtlichen Gegebenheiten am Kraftwerk vertraut mache, um im Anforderungsfall die vertraglich zugesagte Hilfe so schnell wie möglich erbringen zu können, betont Harald Borras vom Kernkraftwerkl Brokdorf. Bei dieser Übung wurden unter anderem zwei „Probesammelfahrzege“ eingesetzt, die im Umkreis von zehn Kilometer an bestimmten Orten Messungen durchführten. „Bei den Luft- oder Bewuchsproben lassen sich sogar immer noch geringe Messwerte vom Reaktorunglück in Tschernobyl nachweisen", beschreibtt Einsatzleiter Hans Hauske die Genauigkeit seiner verschiedenen Messgeräte. Da die verschiedenen Gerätetypen sogar kleinste Aktivitäten erkennen, sei es auch möglich, Wert von den in den 60er Jahren an ganz anderer Stelle durchgeführten Kernwaffenversuchen auszuwerten. Hauske, der mit seinem gut ausgebildeten Team bereits zum vierten Mal in der Elbgemeinde Strahlenschutzmessungen durchführt, betont aber auch, dass in Brokdorf alles im normalen Bereich liege.
„In der Bundesrepublik werden Betreiber einer kerntechnischen Anlage verpflichtet, technische und personelle Vorsorge zu treffen, um nach einem Störfall die Anlage zu stabilisieren, die Urasche zu analysieren und die Folgen des Störfalls zu beseitigen", erklärt Wolfgang von Bargen vom KKW Brokdorf.
Deshalb wurde die KHG vor mehr als 25 Jahren von den Betreibern deutscher Kernkraftwerke, der Brennstoffkreislaufindustrie und den Großforschungszentren gegründet. Für den Alarmfall ist eine mobile Einsatzzentrale eingerichtet worden, in der Kommunikationsanlagen installiert und Daten der kerntechnischen Anlagen sowie des Einsatzpersonals aufbewahrt werden. Für die interne Kommunikation und als Verbindung zu der Betreibereinsatzleistung stehen den Strahlenschutzingenieuren Mobil- und Satellitentelefone sowie Betriebsfunk zur Verfügung.

Erforderlich sind für die Einsätze vor allem aber die Strahlenmessfahrzeuge. Diese sind unter anderem ausgestattet mit tragbaren Geräten zur Messung der Dosisleistung und Kontamination sowie zur Probenentnahme von Aerosolen, Jod, Boden, Pflanzen und Wasser.

Auch ein abgeschirmter Luftfiltermessplatz erlaubt die direkte Auswertung. Außerdem können die entnommenen Proben noch vor Ort anhand eines speziellen Messplatzes ausgewertet werden und über Datenfunk direkt an die Mobile Einsatzzentrale übermittelt werden. Ehe die KHG weitere Strahlenschutzmessungen im Süden Deutschlands vornimmt, wird ein Zwischenstopp beim Kernkraftwerk Brunsbüttel eingelegt.